Die international tätige Immobilienentwicklungs-Firma ProLogis hat von einer Firma aus einem Illinger Nachbarort mehrere erschlossene Grundstücke im Gewerbegebiet Schweichling gekauft und einen Bauantrag für drei Logistikhallen eingereicht.
Die Gemeinde wäre vielleicht bereit gewesen, erheblich mehr als den gegenwärtigen Bodenpreis zu zahlen und die Flächen in Eigenregie zu entwickeln, konnte wohl aber bei weitem nicht das bieten, was der Neueigentümer zu zahlen bereit war.
Angesichts der Gebäudegrößen und vor allem dem zu erwartenden Fahrzeugverkehr (PKW, Kleintransporter, 40-Tonner-LKW) wurde der Bauantrag in der GR-Sitzung am 20.09.2022 sehr intensiv diskutiert.
Im Verkehrsgutachten wird von einer maximalen Umschlagkapazität von 180 LKW pro Tag ausgegangen. Laut Bauherrn ist mit 150 bis 200 Mitarbeitern zu rechnen.
Das Verkehrsgutachten behauptet, es sei mit ca. 250 zusätzlichen Fahrbewegungen auf der Kreisstraße zwischen Ensingen und Illingen zu rechnen.
Wir halten dies angesichts der wohl größtenteils per PKW an- und abfahrenden Mitarbeiter für wenig realistisch und rechnen mit wesentlich mehr.
Klar ist aber, dass sich der Bauantrag in allen Punkten an den gültigen Bebauungsplan hält.
Aus Sicht von Gemeindeverwaltung und Gemeinderat (GR) besteht nicht einmal theoretisch die Möglichkeit, dieses Bauvorhaben zu verhindern. Selbst wenn der GR widerspräche, wäre das Bauamt des Enzkreises gesetzlich verpflichtet, den GR zu überstimmen und das Einvernehmen zu erteilen.
Trotzdem entschied sich die große Mehrheit (14 von 16) des GR (noch) nicht für die Zustimmung, sondern für die Vertagung.
Für uns, die Neue Liste, war dabei entscheidend, dass die offizielle Vorstellung des Projektes erst am Folgetag geplant war und wir vor Kenntnis aller Fakten keine Entscheidung treffen wollten.
Auch waren für uns die Ausmaße der künftigen Hallen (Höhe am Südhang ca. 20 Meter) und die deutliche zusätzliche Verkehrsbelastung in Illingen schwer verdauliche Kost.
Ärgerlich war zudem die schriftliche Behauptung des Unternehmens, Zitat:
„… möchten wir unseren Kunden attraktive, gut angebundene Logistikimmobilien zur Verfügung stellen…“
Die Tatsache, dass das Gewerbegebiet an einer kleinen Kreisstraße liegt, jedes Fahrzeug mitten durchs Herz von Illingen oder Ensingen fahren muss und die Anwohner die Leidtragenden des Lärms sein werden, spielte bei dieser Investition wohl keine Rolle.
Mit der Situation, dass über mehrere Stunden weder Zu- noch Abfahrt ins Gewerbegebiet (nur eine Zufahrt vorhanden) möglich sein könnten (z.B. Brand bei Recyclingfirma) hat sich ProLogis bisher noch nicht beschäftigt.
Wir haben dem Unternehmen auf der Projektvorstellung eindringlich ins Gewissen geredet und hoffen, dass bei der Wahl der künftigen Mieter wenigstens ein bißchen Rücksicht auf die dadurch entstehende Verkehrsbelastung genommen wird.